Warum klappert die Mühle ...?

 

[ Inhalt ]

Wer war der liebe Augustin?
Kinderlieder gibt es schon seit dem Mittelalter. Doch wer weiß, worüber wir da singen und woher die Lieder kommen: Warum klappert denn eigentlich die Mühle am Bach? Was ist ein Nachtwächter? Und wer war der liebe Augustin?
Christa Holtei hat zu den wichtigsten Schlafliedern, Spaßliedern, Jahreszeitenliedern und Kinderliedern aus aller Welt spannende Geschichten geschrieben. Dazu erfahren wir Wissenswertes über die Komponisten der Melodien und die Autoren der Liedtexte.

* Die erste Geschichte der Kinderlieder für Kinder
* 40 traditionelle und moderne Kinderlieder
* Mit Noten und Gitarrengriffen
 

[ Leseprobe ]

Alle meine Entchen (1891)

Dieses Lied wurde von dem Pädagogen Gustav Eskuche 1891 in einer seiner Liedsammlungen veröffentlicht. Auch von seiner Melodie her gehört es heute noch zu den einfachsten Kinderliedern. Es eignete sich wunderbar als Spiellied, denn Kindergartenkinder lernten dabei nicht nur Begriffe wie »gurren«, »scharren« oder »watscheln«. Sie kannten die dazugehörigen Vögel aus ihrer Umgebung und konnten sie darstellen.
Es war damals auch für Stadtkinder nicht schwierig, Hühner, Gänse oder Tauben zu beobachten, und zwar noch ganz anders als heute. Im 19. Jahrhundert gab es oft auch in der Stadt kleine Gärten hinter den Häusern, in denen Gemüse und Kräuter gezogen wurden. Schon allein wegen der frischen Eier hatte man auch einen Hühnerstall und hielt Stallkaninchen, Tauben und manchmal auch Gänse, die irgendwann als Braten auf den Tisch kamen. Katzen jagten Mäuse und Ratten, Hunde lebten im Hof oder Garten in ihrer Hütte, um auf das Haus aufzupassen.
Und die ganze Familie achtete darauf, dass die Tiere nicht auf die kleine Bleichwiese gleich hinter dem Gemüsebeet liefen. Das kurz geschnittene Gras hielt man immer sauber, denn montags war Waschtag. Die Wäsche wurde von Hand gewaschen, das heißt, mit Schmierseife und Bürste auf dem Waschbrett gereinigt, im Waschkessel in der Waschküche gekocht, mit reinem Wasser ausgespült und zum Auswringen durch die Wäschepresse gedreht.
Danach war es wichtig, dass die Bleichwiese sauber war und Hunde, Hühner oder Enten nicht in ihre Nähe kamen. Bettlaken und andere weiße Wäschestücke wurden nämlich auf der Wiese zum Trocknen ausgebreitet, wo das Sonnenlicht sie weiß bleichte. Waschmittel mit »Weißmachern« gab es noch nicht.
 

[ Presse ]
 

Buchvorstellung “Warum Klappert die Mühle am rauschenden Bach?” von Juliane Spatz für Domino-Lauschinsel, hr2-kultur, 25.09.2010, 14:05-15:00 Uhr - Teil 1 + Teil 2

“Warum klappert die Mühle am rauschenden Bach” auf der Lesebar-Empfehlungsliste “Frühjahr 2010
(Internet-Rezensionszeitschrift für Kinder- und Jugendliteratur)
 

Thematisch interessant eingeteilt werden die bekannten Kinderlieder vorgestellt: Melodien aus dem Mittelalter wie bereits 1470 “Die Vogelhochzeit”, Lieder von den Jahreszeiten wie das 1799 veröffentlichte “Bunt sind schon die Wälder”, aus der Reihe von “Überallher nach Überallhin” z.B. das am meisten gesungene Kinderlied “Hänschen klein”. Unter dem Titel “Naturforscher” findet sich das Kreisspiel “Häschen in der Grube”, “Frère Jacques” (um 1700) fällt in den Themenbereich “Aus aller Welt”. Abschließend werden “Lieder aus dem Lautsprecher” präsentiert wie das in der Sendung mit der Maus bekannte “Schnappi, das kleine Krokodil” - weltweit 1,4 Millionen Mal verkauft und natürlich mit eigener Internetseite.
Das Besondere an diesem reizvoll bebilderten, einstimmig mit Noten gesetzten Liederbuch sind die vielen ausführlichen Antworten zu Entstehung, Textschreibern, Dichtern und Komponisten. Als Nachschlagewerk für Familien, Kindergärten und Schulen zu empfehlen.
(Gertraud Roth für Borromäus)

Warum klappert die Mühle am rauschenden Bach überhaupt? Christa Holtei forscht nach dem Ursprung der bekanntesten Volks- und Kinderlieder. Sie berichtet spannend und unterhaltsam aus dem Leben der Komponisten und Dichter, soweit diese bekannt sind, und stellt das jeweilige Lied in den Kontext der Zeit, ohne auch nur ein einziges Mal lehrerhaft zu wirken. Dabei spannt sie einen weiten Bogen vom mittelalterlichen Minnelied über des Knaben Wunderhorn zu Sandmännchens Fernsehsong und Detlev-Jöcker-Hit “Alle Kinder dieser Erde”. Bebildert von Tilmann Michalski entsteht hier eine bunte Kulturgeschichte des Kinderlieds, die bestimmt nicht nur für Kindergärten und Schulen interessant ist.
(Bruno Braun-Behrens für Eselsohr 7/2010)

"Wenn Hänschen klein allein in die weite Welt hinein" geht, ist das für Mama eine traurige Angelegenheit. Aber er besinnt sich ja schnell und kehrt zurück, der kleine Ausreißer - Ende gut, alles gut. Wer jedoch weitere Strophen des Liedes kennt, hat sich vielleicht schon mal darüber gewundert, warum Hänschen dann doch "sieben Jahr" in der Fremde war und erst danach nach Hause zurückkehrt.
Dass dieser scheinbare Widerspruch in der Rezeptionsgeschichte des Liedes begründet ist, erklärt Christa Holtei in ihrem neuen Buch: Das Originallied stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und erzählt von einem Hänschen, der als Handwerksgeselle von zu Hause aufbrach und erst nach den üblichen sieben Jahren Wanderzeit zurückkehrte. 1899 wurde "Hänschen klein" zu einem Kinderlied umgedichtet und erzählte nun die Geschichte eines ausgerissenen Kindes. Und heute werden oft beide Versionen miteinander vermischt, sodass der Widerspruch entsteht.
Dass Kinderlieder nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch Geschichten haben, erläutert Christa Holtei am Beispiel von 36 thematisch geordneten Kinderliedern auf jeweils einer Doppelseite: Rechts stehen wie in jedem Liederbuch Melodie und Strophen, links beschreibt die Autorin Entstehung, gesellschaftlichen Hintergrund und Rezeption und stellt in festen Rubriken am Rand DichterIn und KomponistIn vor. Dabei reicht der Bogen von der mittelalterlichen "Vogelhochzeit" bis zum Gegenwarts-Gassenhauer "Schnappi, das kleine Krokodil".
(...) Dabei hat Holtei vor allem für diejenigen ein Liederbuch geschrieben, die nicht nur singen, sondern mehr (wissen) wollen.
(Christina Rademacher für as Österreichische Bibliothekswerk)
 

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Kinderlieder selber singen

© Illustrationen Tilman Michalski

 

 Christa Holtei (Text) und Tilman Michalski (Illu.).
Warum klappert die Mühle am rauschenden Bach?
Die Geschichte der Kinderlieder.
Mannheim: Sauerländer 2010.
Gebunden, 80 Seiten Euro 16,90, für jedes Alter
ISBN 978-3-7941-7644-1